Dekolonisation Afrikas

Chronologie der Unabhängigkeit afrikanischer Länder

Als Dekolonisation Afrikas wird die schrittweise staatlich-politische, wirtschaftliche und kulturelle Verselbständigung der Kolonien in Afrika bezeichnet, in deren Folge die europäischen Kolonialmächte aus der direkten Führung der Kolonien ausschieden. Die Phase der staatlichen Dekolonisation (auch Entkolonisierung genannt)[1] setzte in Afrika im Gefolge des Zweiten Weltkriegs ein. Schon vorher hatte es unabhängige Staaten in Afrika gegeben. 1945 bestanden drei unabhängige Staaten: Liberia, Äthiopien und Ägypten. Die Zahl wuchs bis 1960 auf 15 an. In 1960 allein erreichten weitere 17 afrikanische Kolonien ihre Unabhängigkeit, darunter Kongo und Nigeria. Danach wurde in den 60er Jahren Ostafrika dekolonisiert. In den siebziger Jahren kamen die portugiesischen Besitzungen Mosambik, Angola und die Kapverdischen Inseln dazu. Letzter Schritt waren die Siedlungskolonien im Süden Afrikas bis zu den ersten freien Wahlen in Südafrika 1994.[2]

Die Übernahme der politischen Macht durch indigene Gruppen vollzog sich teils friedlich, teils in kriegerischen Konflikten mit den Kolonialmächten. Im Kalten Krieg wurde die Unabhängigkeitsbewegung zugleich zu einem Faktor im geostrategischen Kalkül der Weltmächte. Die Sowjetunion und China unterstützten die Unabhängigkeitsbewegungen in einigen afrikanischen Ländern, um den Einfluss der USA und Europas zurückzudrängen.

Die formelle europäische Herrschaft über die Kolonialstaaten in Afrika endete gleichzeitig mit der kolonialen Ära weltweit. Dabei kann die Dekolonisierung auch heute noch nicht als abgeschlossen angesehen werden, politisch besonders hinsichtlich der Rolle Frankreichs, generell aber wirtschaftlich und kulturell.[3] Dekolonisation wird nicht als Bruch gesehen, sondern als Fortsetzung der Geschichte des Kolonialismus. Die Dekolonisierung Afrikas verlangt eine Dekolonisierung Europas (Albert Gouaffo).[4]

  1. Siehe etwa Franz-Wilhelm Heimer, Der Entkolonisierungskonflikt in Angola. Weltforum, München 1979.
  2. Bundeszentrale für politische Bildung: 1960: Das "Jahr Afrikas". 15. Oktober 2020, abgerufen am 18. März 2024.
  3. Andreas Eckert im Gespräch mit Axel Rahmlow: Nach dem Zweiten Weltkrieg - Der schleichende Prozess der Dekolonisierung. In: Deutschlandfunk Kultur. Abgerufen am 18. März 2024.
  4. Harald Fischer-Tiné: Dekolonisation im 20. Jahrhundert. 20. Mai 2016, abgerufen am 18. März 2024.

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